„Der Junge, der mit den Sternen sprach“

LEBENSGESCHICHTEN

Mateo war ein stiller Junge, einer von denen, die die Welt mit großen Augen und einer noch größeren Seele betrachten. Er lebte in einer Kleinstadt, in einem bescheidenen Haus mit seinen Eltern. Seine Mutter Clara war die Einzige, die sein Schweigen verstand. Jeden Abend sang sie ihm leise vor dem Schlafengehen etwas vor und sagte ihm, dass die Sterne Freunde seien, die immer zuhörten, selbst wenn die Menschen es nicht taten.The Boy Who Talked to Stars

Als Mateo sieben war, wurde seine Mutter schnell müde. Sie hörte auf zu singen. Ihre Augen verloren ihren Glanz, und ihr Lachen wurde seltener. Mateo wusste nicht genau, was los war, aber er spürte es in seinem kleinen Herzen. Etwas stimmte nicht. Er verbrachte mehr Zeit auf dem Dach, schaute in den Himmel und sprach mit den Sternen, bat sie, seiner Mutter zu helfen.

„Bitte, nimm sie noch nicht …“, flüsterte er jede Nacht.

Doch der Himmel reagierte nicht. Oder zumindest nicht so, wie er es erwartet hatte.

Eines Wintermorgens schloss Clara für immer die Augen. Mateo erwachte in der tiefsten Stille, die er je gefühlt hatte. Der Teeduft in der Küche war verschwunden. Die Stimme, die ihn morgens „mein Liebling“ nannte, war verschwunden. Die Welt wurde für ihn grau.

Nach diesem Tag sprach Mateo nicht mehr. Sein Vater, am Boden zerstört über den Verlust, wusste nicht, wie er ihn trösten sollte. Er brachte ihn zu Psychologen, umarmte ihn, doch Mateo reagierte nur mit leerem Blick. Allein auf dem Dach schien er anders zu atmen. Jede Nacht lag er dort und betrachtete die Sterne, als warte er auf eine Antwort oder ein Versprechen.

Jahre vergingen. Nachbarn sagten, er sei „von Trauer berührt“, doch niemand wusste wirklich, wie tief seine Trauer ging. Mit fünfzehn war Mateo groß und dünn, doch das Kind, das am Himmel nach seiner Mutter suchte, lebte noch immer in seinem Gesicht.

Eines Nachts, nach einem heftigen Sturm, ging sein Vater aufs Dach, um ihm zu sagen, er solle herunterkommen. Doch Mateo war nicht da. Er fand nur eine Decke, eine Taschenlampe und einen kleinen, sorgfältig gefalteten Brief.The Boy Who Reached for the Stars | Story.com

Papa:
Sei nicht traurig. Mama war gestern Abend da. Sie meinte, es wäre Zeit, gemeinsam die Sterne aus der Nähe zu betrachten. Weine nicht um mich. Mir geht es gut.
Ich liebe dich sehr.
—Mateo“

Seine Leiche wurde nie gefunden. Manche sagten, er sei in den Wald gegangen, andere, er sei im Fluss ertrunken. Doch sein Vater stieg jede Nacht aufs Dach und schaute in den Himmel. Und wenn ein Stern heller leuchtete als sonst, lächelte er unter Tränen.

—Gute Nacht, mein Sohn…

Und so sprach Mateo in der Stille der Nacht weiter mit den Sternen. Diesmal nicht mit Trauer, sondern mit Liebe.

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